Wer hat’s erfunden? – Vol. I | Prof. Dr. Volker Breithecker stellt sich vor

So ein Masterstudiengang entwickelt sich nun mal nicht von allein. Schon vor einigen Jahren kam ein kleines Team an der Mercator School of Management auf die Idee, einen Master für Gründungsinteressierte und Innovationsbegeisterte zu gestalten. Heute stellen wir euch aus diesem Team die Person vor, die …

… der Thematik rund um Steuerlehre Leben einhaucht & so in Studierenden intrinsisches Interesse weckt, 

…  stets mit Rat und Tat beiseite steht & auch jede noch so kleine Frage herzlich beantwortet und 

… die den Master  Innopreneurship  initiiert hat & für dessen Existenz sorgt! 

 

 

Hallo Volker, erzähl uns etwas über dich: Wer bist du und was machst du? 

Hallo alle zusammen! Ich heiße Volker Breithecker, bin gebürtiger Duisburger, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, einem sehr stark nachgefragten Fach, und Steuerberater. Da habe ich schon eine ganze Menge zu tun – mit Vorlesungen (derzeit alle auf digitale Formate umgestellt), Seminaren, Klausuren, Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen. Daneben kümmere ich mich gerne um meine Studierenden und bin seit 2004 Studiendekan meiner Fakultät, der Mercator School of Management an der Universität Duisburg-Essen.  

 

Was hast du mit Entrepreneurship und Innovationen am Hut? 

Als Steuerberater ist die Affinität zu Unternehmensgründungen prinzipiell hoch. Insofern war ich bei meinem Dienstantritt in Duisburg im Jahre 1995 (ja – Ihr merkt, dass ich nicht mehr ganz jung bin) Feuer und Flamme bei der Frage (meines Freundes Thomas Nußbruch), ob wir nicht Anlaufstelle für Gründer:innen werden und Formate entwickeln wollten, in denen Studierenden, Mitgliedern der Hochschule aber auch Externen unternehmerisches Denken nähergebracht werden kann. All das haben wir gemacht – zunächst zusammen mit der GIB, einer NRW-Landestochtergesellschaft, dann ab 1999 autark mit den heute ausgebauten und institutionalisierten Angeboten in sbm (small business management), die im Start von Dr. Michèle Kuschel und Arnd Baumann entwickelt wurden.   

 

Wie ist der Masterstudiengang Innopreneurship entstanden? 

Warum das schöne und erfolgreiche Angebot von sbm, das im Schnitt pro Jahr von rund 100 Personen durchlaufen wird und aus den vorzeigenswerten Gründungen erfolgt sind, nicht als curricular verortetes Angebot an der Universität Duisburg-Essen institutionalisiert wird? bin ich immer häufiger gefragt worden. Vor meinem geistigen Auge wurde aus einer intrinsisch motivierten bunten Gruppe, in der sich Studierende aus sämtlichen Fakultäten sämtlicher Semester, wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter:innen und Externe in den Abendstunden und sehr viel an Wochenenden treffen, um die vier verschiedenen umfangreichen Kursangebote zu durchlaufen, Studierende einer Fakultät, die Credits haben wollen. Diesen Ersatz wollten wir nicht. Bis endlich die Idee reifte, einen interdisziplinären Masterstudiengang zu entwickeln, der – neben dem sbm-Angebot – kreative, innovative und entrepreneuriale Inhalte auf Universitätsniveau interdisziplinär vereint. Der aus der sbm-Erfahrung erfolgreiche Nährboden ist die Vielfalt der Teilnehmenden, sodass wir als Zugang zu diesem Master auch nur „irgendeinen“ Bachelor verlangen.  

 

Welche waren die größten Meilensteine bei der Entwicklung des Masterstudiengangs? Welche Herausforderungen gab es? 

Mein erstes Glück war, dass ich Dr. Michèle Kuschel, die bereits den sbm-Orientierungslehrgang Unternehmertum entwickelt hat, für die Entwicklung dieses Masterstudiengangs gewinnen konnte. Michèle war es, die sich – in völliger inhaltlicher Freiheit – den Namen „Innopreneurship“ für diesen Studiengang hat einfallen lassen. Glück war auch, dass ich aus einer umfangreichen Schenkung an meinen Lehrstuhl Mittel zur Verfügung hatte, die uns organisatorische Freiheit in der Gestaltung brachten. Glück war zudem, dass meine Fakultät, die Mercator School of Management, Vertrauen in mich hatte, einen solchen interdisziplinären Studiengang, der kein (!) BWL-Studiengang ist, als Studiengang ihrer Fakultät aufzunehmen – ein Studiengang, den die MSM als betriebswirtschaftliche Fakultät nicht brauchte, den wir – also insbesondere Michèle und ich – aber wollten. Und die Uni war ihrerseits nicht abgeneigt, Studiengänge zu befürworten, die einmalig sind! Und Frau Kollegin Prof. Dr. Esther Winther hat zudem ihr Kommen an die UDE davon abhängig gemacht, dass der Innopreneurship-Studiengang kommt!  

Die Neuheit dieses Studiengangs war aber gleichzeitig unser Problem. 95 % der Inhalte wurden bislang an dieser Uni nicht angeboten. Die normale Idee eines interdisziplinären Studiengangs, „nimm ein Einkaufskörbchen und schiebe vorhandene Angebote möglichst sinnvoll zusammen“, passte bei uns überhaupt nicht. Wir brauchen vergleichsweise viel externes Know-how, viele Lehraufträge sowohl von ProfessorInnen als auch von Praktikern. Das gefiel unserem Rektorat nicht wirklich – „unser Studiengang wird von uns angeboten“! Dann konnten Michèle und ich sagen „okay – dann eben nicht“. Jetzt machte es sich bezahlt, dass wir den Studiengang nicht brauchten, sondern nur wollten – wir saßen ausnahmsweise mal am längeren Hebel!  

 

Wenn du an einen Moment zurückdenkst, der dich bei der Entwicklung des Masterstudiengangs zum Lachen gebracht hat – woran denkst du? 

Es kommt darauf an, worüber wir lachen. Drei Situationen kann ich schildern:  

Michèle hatte die Idee, dass dieser Studiengang nicht nur ein einmaliger Studiengang sein soll, sondern auch einer, der gleichzeitig von mehreren Universitäten angeboten wird – ein Ruhrgebietsstudiengang. Also sind Michèle und ich losgezogen und haben Gespräche an anderen Uni-Standorten im Ruhrgebiet geführt. Bei dem ersten Gespräch mit zwei Professorenkollegen wurde schnell deutlich, dass die Inhalte in der benötigten Form neu „gestrickt“ und zusätzlich angeboten werden müssten. „Wie wird mir das denn auf mein Lehrdeputat angerechnet?“ kam dann als Frage – eine Frage, die ich mir seit 1995 bis heute noch nie gestellt hatte. Da hat man schon Lust aufzustehen und zu gehen. Wir haben das Gespräch aber noch innerlich lächelnd ordentlich zu Ende geführt. 

Richtig Spaß hatte ich bei dem ersten Treffen der ersten Studierenden des Masters Innopreneurship am 10. Oktober 2017 um 9 Uhr im Mercatorsaal des Mercatorhauses. Die Studierenden kamen den Weg hoch zum Mercatorhaus, Michèle stand neben mir und ich kannte alle Studis, die auf mich zukamen. Keiner von denen aber kannte mich! Ich habe Michèle gefragt, ob die denn alle von der UDE kämen? Nein, natürlich nicht – und das wusste ich ja selbst. Alle diese Studierenden haben allerdings an der Eignungsprüfung teilgenommen und ein Video gedreht – von dort kannte ich die! Und was passierte im Mercatorsaal? Ein Riesengebrabbel kam aus dem Raum. Dort wurde geredet und gelacht, als würde die Studis sich untereinander alle schon ewig kennen! Was wäre gewesen, wenn 25 BWLer sich das erste Mal begegnet wären? Jeder zweite Platz wäre frei geblieben und man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Uns war spätestens jetzt klar, alles richtig gemacht zu haben. 

Zuletzt eine kurze Geschichte aus einer Vorstellungsrunde des Studiengangs – so wie wir diese am 19. und 29. Mai 2021 hatten. Ein Student, Bachelor mit Religionswissenschaften und Soziologie, aber gründungsaffin, fragte mich, warum er denn unseren Master Innopreneurship und nicht einen Master Innovationsmanagement an der Uni XY machen sollte. Ich habe ihm die Unterschiede eines interdisziplinären Masters im Vergleich zu einem reinen BWL-Master erklärt und zuletzt noch angemerkt, dass er sich für den BWL-Master Innovationsmanagement gar nicht bewerben könne – aber bei uns! Da war er ruhig.  

 

Was ist für dich das Besondere an dem Masterstudiengang? 

Aus den obigen Antworten ist erkennbar: Es sind die Studierenden, es sind die Dozierenden, es sind die theoretischen und die praktischen Inhalte, es ist die Freiheit, die in diesem Studiengang – nicht nur im Dive-Modul – gewährt wird. Der Umgang und das Miteinander prägen die Innos!

  

Wie motivierst du dich jeden Tag & was macht dir an deiner Arbeit am meisten Spaß? 

Ihr seht schon – es gibt meine Arbeit, für die ich als Staatsdiener und Universitätsprofessor bezahlt werde – BWL, Steuern – und mein seit mehreren Jahrzehnten gepflegtes Hobby – Gründungsbetreuung und Gründungsberatung, Engagement für innovative und kreative Ideen. All das mache ich mit und für junge(n) Leute – was will ich mehr? 

 

Worauf freust du dich in nächster Zeit am meisten – egal, ob beruflich oder privat? 

Ganz aktuell bin ich begeistert von fallenden Inzidenzwerten, obwohl ich noch nicht geimpft bin. Aber jede(r), der oder die geimpft wird, ist weg vom Markt der potentiellen Virenüberträger – und das freut mich. Vielleicht klappt es mit einem kleinen Urlaub mit meiner Frau im August? Altersbedingt gebe ich nach 26,5 Jahren Ende Juli 2021 meinen Steuerlehrstuhl auf. Ich bleibe aber als Seniorprofessor in der MSM zuständig für unsere Gründungsaktivitäten, also auch für den Master Innopreneurship! Und privat? Meine Jüngste fängt im September 2021 mit einem Psychologiestudium in Nijmegen an. Das ist schon spannend für alle Beteiligten – Wohnungssuche und -besichtigung. Neue Spracherfahrungen usw. Und meine Älteste startet in wenigen Tagen mit ihrem ersten Staatsexamen in Jura! Das ist noch schlimmer als die Steuerberaterprüfung!  

 

Und zum Schluss: welchen Tipp würdest du allen geben, die überlegen zu gründen? 

Denkt immer darüber nach, ob es gut ist, sich auf die Rückbank eines Busses zu setzen und zu hoffen, dass der Fahrer einen Führerschein hat, Autofahren kann und den Weg kennt. Oder ob es nicht schlecht ist, mal selbst das Steuer in die Hand zu nehmen, erkannte Versorgungslücken zu schließen, kreative Produkte auf den Markt zu bringen, eine innovative Idee bis zur Marktreife zu Ende zu bringen. Durchdenkt die Idee aber bitte zunächst, macht – so der Steuerberater – einen Businessplan und prüft, ob die Idee (noch) eine Idee bleiben sollte oder ein Markt vorhanden ist, den es zu bedienen gilt. Während meines Studiums hat ein Dozent einmal gesagt: „Wenn Ihr die Wahl habt zwischen ausgebeutet werden und ausbeuten, wählt ausbeuten.“ Heute denken wir – weniger zweifarbig – mehr in Gemeinnützlichkeit, Social Entrepreneurship und einer GmbH in Verantwortungseigentum – da wird das „Maß der Ausbeutung“ Gegenstand unternehmerischer Überlegungen. Es lohnt sich dann allerdings für alle Beteiligte! 

 

 

Du möchtest deine Zukunft mit dem Master Innopreneurship gestalten oder kennst jemanden, für den der Master passend wäre? 

Dann erzähl es schnell weiter & bewirb dich bis zum 01. Juli bei uns! 

Hier geht’s zu den Bewerbungsinfos.

 

Du bist dir unsicher, ob der Studiengang zu dir passt?  

Dann schreib uns unter: michele.kuschel@uni-due.de. 

Wir beraten dich gern & freuen uns auf dich!